Immobilienbewertung

Kennzeichnungen:

Die Tücken der Digitalisierung - oder: Die Monetarisierung des persönlichen Lebensbereichs

In der vergangenen Woche konnte man im Stern (https://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/scoperty–umstrittenes-startup-schaetzt-immobilien-preise-30406394.html, letzter Abruf am 10.03.2021) von einem neuen Unternehmen (Neudeutsch „Start-up“) namens „Scoperty“ erfahren. Zwar ist das Unternehmen weit entfernt von unserer schönen Gemeinde in München ansässig, doch das Geschäftsmodell geht uns alle an.

Auf einer digitalen Karte, die an die sehr nützliche Funktion „Google Maps“ erinnert, veröffentlicht „Scoperty“ Schätzwerte für mehr als 35 Millionen Immobilien in Deutschland. Von dieser Schätzung sind auch sämtliche Immobilien in Horhausen betroffen. So staunt man über in Euro angegebene Wertangaben, die teilweise eine Preisspanne von mehreren Hunderttausend Euro enthalten, teilweise aber auch auf wenige Tausend Euro eingegrenzt sind.

Die Karte von Horhausen finden Sie hier: scoperty.de (Horhausen)

Doch wie kommt die Bewertung zustande? Das Unternehmen sammelt eine Vielzahl von Daten ein, die für die Immobilienbewertung relevant sein können: Vorherige Transaktionsdaten in der Gegend, Angebotspreise und Lageinformationen. Sogar Daten, die unter anderem von Katasterämtern stammen, also zum Beispiel die Adresse, geschätzte Wohn- und Grundstücksgröße, das Baujahr und der Objekttyp. Der Nutzen dieser Art von Bewertung ist fraglich, weil wichtige Kenngrößen wie etwa der Zustand des Grundstücks oder die Ausstattung des Gebäudes außer Acht gelassen werden.

Zugespitzt kann man formulieren: Die „Datenkrake“ ist in vollem Gange und sammelt eigenmächtig private Daten ein, um daraus Kapital zu schlagen. Was also tun, wenn man mit der Veröffentlichung der „Immobilienbewertung“ nicht einverstanden ist? Auf der Karte findet man in einem kleinen Feld die Möglichkeit zum Widerspruch. Dazu muss man ein Formular ausfüllen, um die Bewertung der Immobilie entfernen zu können. Das ist paradox, denn zur Löschung der eigenmächtig vorgenommenen Immobilienbewertung verlangt „Scoperty“ die Preisgabe weiterer persönlicher Daten, nämlich der E-Mailadresse.

Insgesamt soll dieser Artikel nicht alarmistisch sein, schließlich ist die Verwertung privater Daten im Internetzeitalter an der Tagesordnung. Es soll auch nicht bestritten werden, dass „Scoperty“ in bestimmten Regionen und für bestimmte Nutzer nützliche Funktionen bieten kann. Man könnte also mit einer gewissen Gleichgültigkeit über die ganze Sache hinweggehen. Ich jedoch meine: Man muss sich nicht alles gefallen lassen.

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